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European Heart and Lung Transplant Championships 2016


Die European Heart and Lung Transplant Championships fanden vom 11. - 16. Juli 2016 in Vantaa (Finnland) statt. Erstmals wrden beide Europameisterschaften (ETDSF & EHLTF) gemeinsam unter der Überschrift EUROPEAN TRANSPLANT SPORT GAMES in Finnland ausgetragen.
Teilnahmeberechtigt sind nur herz- und/oder lungentransplantierte Sportler.

 

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Bericht

Deutsche Mannschaft erfolgreich bei den Europameisterschaften

Das deutsche Team holte in Finnland 78 Medaillen

Nur strahlende Gesichter sah man unter den deutschen Athleten bei den beiden Abschlussfeiern der diesjährigen Europameisterschaften im finnischen Vantaa. Es waren zwei Abschlussfeiern, so wie es auch zwei Meisterschaften waren: Die traditionsreichen Spiele der Herz-Lungen-Transplantierten und die Wettkämpfe der Transplantierten und Dialysepatienten sind formal getrennt, fanden aber in diesem Jahr gemeinsam statt. Die finnischen Gastgeber hatten beide Meisterschaften nicht nur zeitlich und räumlich zusammengelegt. Sie haben auch alles getan, damit die insgesamt 470 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Woche in Vantaa als gemeinsame Veranstaltung erleben konnten. Auch das deutsche Organisatorenteam von Transdia-Sport Deutschland / HLTX e.V. hatte die 43 teilnehmenden deutschen Athleten zu einer gemeinsamen Mannschaft zusammengefügt.
Den traditionellen Auftakt der Wettkampfwoche vom 10. bis zum 17. Juli bildete der Minimarathon über 5.000m mit zwei Stadionrunden und zwei großen Schleifen durch die finnische Landschaft. Auf der hügeligen Strecke gewannen zwei der vier deutschen Teilnehmer Medaillenplätze: Monika Weidt (50) aus Esslingen schaffte in ihrer Altersklasse Silber und Thomas Weyand (35) aus Frankfurt, der in seiner Altersgruppe als einziger Dialysepatient gegen 20 Transplantierte antrat, schaffte in der sensationellen Zeit von 19:59 Min den dritten Platz.
Den Schwerpunkt des Folgetages bildeten die Wettkämpfe im Tischtennis. Höhepunkt war sicher das Finale im Mixed, in dem sich die beiden deutschen Doppel Beate Bea (55, Villingen-Schwenningen)/Wolfgang Lorenzen (62, Mildstedt) und Sarah Kornau (33, Weilheim, Baden-Württemberg) und Michael Klitsch (21, Hosenfeld, Hessen) an der Platte gegenüber standen. Es war ein packendes Finale, das die beiden jüngeren, die zum ersten Mal an einer EM teilnahmen, knapp für sich entscheiden konnten.
Mittwoch war Schwimmtag. Die deutsche Mannschaft holte reichlich Edelmetall aus dem Wasser: 21 Medaillen kamen in den Schwimmwettbewerben zusammen; hierzu trugen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aller Gruppen bei: Herz-Lungen-Transplantierte, Dialysepatienten und die übrigen Transplantierten. Bei einem so starken deutschen Aufgebot ist es auch nicht verwunderlich, wenn es am Ende zwei Schwimmer aus dem Transdia-Team waren, die zu „most outstanding athletes“ der Spiele gekürt wurden: Bernd Weiß (51, Nürnberg) als bester Dialysepatient und Simone Bauer (28, München) als beste Transplantierte.
Erschwerte Bedingung bei den Radrennen am Donnerstag: Die selektive Strecke wartete für alle drei Wettkämpfe mit einem giftigen Schlussanstieg über 1 km auf – bei Gegenwind. So wurde der Zielbereich sowohl im Einzelzeitfahren über 5 km als auch in den beiden Straßenrennen über 20km zur Hochspannungszone. Die Goldmedaillengewinner Gösta Schultze (49, Lübeck), Christian Carl (29, Bonn) und Sven Taubmann (50, Bad Kissingen) gewannen jeweils mit weniger als zwei Sekunden Vorsprung.
Wie schon beim Schwimmen am Mittwoch kamen auch am Freitag die Medaillen aus dem Wasser: Am ersten Leichtathletik-Tag regnete es in Strömen. Trotz dieser widrigen Bedingungen, die die Veranstalter zum Abbruch der Wettkämpfe für diesen Tag am frühen Nachmittag veranlassten, kämpften alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer nochmotiviert um Medaillen. Thomas Rack (53, Filderstadt, Baden-Württemberg) schaffte Gold über 400m vor Nehar Nurlu (51, Köln) und Helmut Schrodt (51, Sülm, Nordrhein-Westfalen). Besonders hart erkämpfte sich Christiane Welzel (42, Waltrop, Nordrhein-Westfalen) ihre Silbermedaille im Hochsprung: Jeder kann sich ausmalen, wo sich das Wasser auf der Sprungmatte sammelt, wenn der Springer landet.
Am Samstag wurden die Leichtathletikwettkämpfe bei schönem Wetter abgeschlossen. Alle Ergebnisse gibt es unter http://www.vantaa2016.fi/en/latest/results.
Für alle Teilnehmer waren neben den Wettkämpfen auch die Begegnung und der der Austausch mit Organtransplantierten und dialysepflichtigen Patienten aus anderen europäischen Ländern wieder von großem Gewinn. Was sie selbst bemerken – dass ihnen regelmäßiger Sport und die Motivation durch die Teilnahme an Meisterschaften ihnen in jeder Hinsicht gut bekommen -  wird in vielen anderen Ländern schon zum laufenden Programm für Transplantierte und Dialysepatienten gemacht. In Italien, Großbritannien und Ungarn gehört der regelmäßige, von kundigen Trainern, Physiotherapeuten und Ärzten begleitete Sport zum Standardangebot für beide Gruppen.
Bei Transdia Sport Deutschland e.V. laufen schon die Vorbereitungen auf die nächsten Sportereignisse: Das Organisatorenteam freut sich auf ein Wiedersehen mit möglichst vielen Sportlern bei den deutschen Meisterschaften im Mai 2017 in Leipzig sowie den Weltmeisterschaften im Juni 2017 im spanischen Málaga und hofft für beide Wettbewerbe wieder auf zahlreiche Erstteilnehmer.

Dr. Eberhard Schollmeyer