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COVID-19: Regelmäßiger Sport kann vor schwerem Krankheitsverlauf schützen

Los Angeles – Mitglieder einer US-Kran­ken­ver­siche­rung, die bei den regelmäßigen Befragungen bei Arztterminen eine geringe körperliche Aktivität angegeben hatten, erkrankten im Fall einer Infektion mit SARS-CoV-2 häufiger schwer an COVID-19. Auch das Sterberisiko war laut einer Studie im British Journal of Sports Medicine (2021; DOI: 10.1136/ bjsports-2021-104080) deutlich erhöht.

Neben einem höheren Alter sind Adipositas, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen die wichtigsten Risikofaktoren für einen schweren Verlauf von COVID-19. Bewegungsmangel gehört bisher nicht dazu. Dabei ist bekannt, dass Bewegungsmangel die Entwicklung von Adipositas, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt. Ein Bewegungsmangel wird allerdings selten in den Krankenakten vermerkt, so dass sich der Einfluss schwer beurteilen lässt.

Der Krankenversicherer Kaiser Permanente lässt dagegen bei jedem Arztbesuch die „Exercise vital sign“ (EVS) ermitteln. Die Patienten werden gefragt, wie oft und wie lange sie in den letzten 2 Monaten sportlich aktiv waren. Als „konsistent aktiv“ gelten Versicherte, die mehr als 150 Minuten pro Woche sportlich aktiv sind, indem sie joggen, walken oder anderen Sportarten mit mittlerer bis hoher körper­licher Belastung ausüben, wie dies die US Physical Activity Guidelines empfehlen. Als „konsistent inaktiv“ werden Patienten eingestuft, die sich weniger als 10 Minuten pro Woche sportlich betätigen. Dazwischen werden die Patienten als „teils aktiv“ eingestuft.

Ein Team um Robert Sallis vom Fontana Medical Center des Versicherers in Los Angeles hat jetzt unter­sucht, wie sich die körperliche Aktivität auf den Verlauf der Infektion bei 48.440 Patienten ausgewirkt hat, bei denen die Ärzte in der Zeit zwischen März 2018 und März 2020, also vor dem Beginn der Pandemie, mindestens 3 Mal die Ergebnisse der EVS-Befragung in den elektronischen Krankenakten notiert hatten.

Ergebnis: Von den 6.984 Versicherten, die in den beiden Jahren vor der Infektion als „konsistent inaktiv“ eingestuft wurden, mussten 10,5 % im Krankenhaus und 2,8 % dort auf Intensivstation behandelt werden. Unter den 3.118 Versicherten, die „konsistent aktiv“ waren, wurden nur 3,2 % in der Klinik und 1 % auf der Intensivstation behandelt.

Auch der Anteil der tödlichen Krankheitsverläufe war bei den „konsistent inaktiven“ Patienten mit 2,4 % versus 0,4 % bei „konsistent aktiven“ Patienten deutlich höher. Die „teils aktiven“ Patienten lagen in allen Auswertungen dazwischen

Sallis ermittelt für die „konsistent inaktiven“ Patienten eine Odds Ratio von 2,26 (95-%-Konfidenzinter­vall 1,81 bis 2,83) für eine Klinikbehandlung und von 1,73 (1,18 bis 2,55) für die Aufnahme auf die Intensivstation sowie von 2,49 (1,33 bis 4,67) für einen tödlichen Ausgang. Auch gegenüber den „teils aktiven“ Patienten waren die Risiken leicht erhöht.

Die fehlende körperliche Bewegung war nach einem Alter von über 60 Jahren und einer Organtransplan­tation in der Vorgeschichte der wichtigste Risikofaktor für einen tödlichen Ausgang. Dabei haben die Forscher bei ihren Berechnungen Alter, Herkunft und Begleiterkrankungen bereits berücksichtigt.

Eine Beobachtungsstudie kann eine Kausalität nicht beweisen. Es bleibt möglich, dass der bessere Gesundheitszustand unabhängig von der körperlichen Bewegung für den leichteren Verlauf der Erkran­kung verantwortlich war.

Laut Sallis ist aber bekannt, dass regelmäßige körperliche Aktivität die Immunfunktion verbessert. Frühere Studien hätten gezeigt, dass Menschen, die regelmäßig aktiv sind, bei Virusinfektionen generell seltener schwer erkranken. Regelmäßiger Sport senke die Entzündungsparameter und fördere die kardiovaskuläre Gesundheit, was den Patienten im Krankheitsfall zugute käme. Hinzu komme, dass sportliche Menschen seltener an kardiometabolischen Erkrankungen wie Diabetes oder Adipositas erkranken.

 

Quelle: Ärzteblatt_2021-04-14

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