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World Transplant Games 2015 in Mar del Plata (Argentinien)

    

Die World Transplant Games Federation (WTGF) hat die Weltsommerspiele für Transplantierte erstmals an ein Land in Südamerika vergeben: Austragungsort war vom 23. bis 30. August 2015 Mar del Plata in Argentinien.


Die Weltmeisterschaften 2015 in Mar del Plata

Mar Del Plata!
Mit der Austragung der World Transplant Games 2015 in Argentinien haben diese Meisterschaften nun auf allen Kontinenten mindestens einmal stattgefunden.
Als die 25 deutschen Teilnehmer und die 6 Unterstützer sich Ende August auf die Reise nach Südamerika machten, war bei uns noch Hochsommer, während sich auf der Südhalbkugel der Winter seinem Ende näherte. Nicht nur deswegen hatten sich die Sportler warm angezogen. Die Organisation der Meisterschaften war im Vorfeld der Spiele nur sehr ruckelnd und holprig verlaufen. So waren alle sehr gespannt, wie es vor Ort wohl sein würde.
Die Eröffnungsfeier bot dann die erste positive Überraschung dieser Woche: Gut organisiert und unterhaltsam, mit Tangomusik und Tanzeinlagen, aber auch mit einer klaren Botschaft: Diese 1000 Sportler aus 44 Ländern können hier sein, weil Organspende funktioniert hat. Alle sind sich dabei bewusst, dass viele Menschen nicht hier sein können, weil sie nicht rechtzeitig ein Organ bekommen haben.

Am Montag starteten die Wettkämpfe gleich mit einem Knaller. Beim 5km Straßenrennen entlang der Strandpromenade konnte das deutsche Team mit Monika Pilger (Knochenmarktransplantiert) und Nehar Nurlu (Lebertransplantiert) direkt zwei Goldmedaillen erringen.
Das Volleyballteam schied nach einem Sieg gegen Frankreich und einer Niederlage gegen Ungarn leider aus dem Turnier aus, hatte aber dennoch viel Spaß bei dem Turnier.
An den nächsten Tagen gingen die Spiele erfolgreich weiter. Chantal Bausch (Herz) holte bei kühler Witterung im Golf die Goldmedaille, während die Radfahrer beim 5km Zeitfahren trotz guter Leistungen knapp an den Medaillen vorbeifuhren.
Im Tischtennis konnte unsere jüngsten deutschen Teilnehmerin, Marina Piske (12), auftrumpfen. Sie gewann Gold in der Klasse der 12-17-jährigen und gemeinsam mit Beate Bea ebenfalls Gold bei den Erwachsenen im Doppel. Mit dem 18 Jahre alten Michael Klitsch (Leber) konnte sie außerdem noch Silber im Mixed erringen. Zwei weitere Silbermedaillen im Einzel holten sich Beate Bea (Niere) und Dietmar Steude (Leber).
Einen starken Auftritt boten auch die Schwimmer. Neben vielen Einzelmedaillen konnten wir zum ersten Mal bei den Frauen eine 4x50m Freistil-Staffel stellen, die zwar keine Medaille gewann, aber auch nicht letzter wurde. Bei der 4x50m Lagen-Staffel der Frauen gingen wir sogar eine länderübergreifende Kooperation mit der Schweiz ein, die daher nur außer Konkurrenz starten durfte. Aber wir konnten damit deutlich zeigen, dass es bei diesen Meisterschaften nicht nur auf das Siegen ankommt, sondern dass uns gerade auch die Gemeinschaft mit den anderen Athleten ein ganz wichtiges Anliegen ist.

Hier ein paar Impressionen der Weltspiele (Alle Fotos gibt´s im Mitgliederbereich -->):

Hervorzuheben bei diesen Schwimmwettkämpfen ist vor allem Simone Bauer (Niere), die nicht nur 5 Goldmedaillen errang, sondern auch noch zwei Weltrekorde aufstellte. Dies wurde am Abschlussabend belohnt: Simone wurde zum "Outstanding Female Athlete" der Spiele gekürt. Für die Vergabe dieser Auszeichnung wird aber nicht nur der sportliche Erfolg bedacht. Auch Eigenschaften wie Teamgeist und Fairness spielen bei der Vergabe eine Rolle. Der lang anhaltende Applaus aller Sportler bei der Übergabe des Preises zeigten, dass Simone diesen Preis völlig zu Recht erhalten hat.
Die letzten beiden Tage der WM standen traditionell ganz im Zeichen der Leichtathletik. Laufen, Springen, Werfen. In allen Disziplinen standen immer wieder deutsche Sportler auf dem Treppchen. Den goldenen Schlusspunkt setzte aber Dirk Naumann (Herz- und Lungentransplantiert); im letzten noch laufenden Wettbewerb der WM, dem Speerwerfen, lag er vor dem letzten Durchgang auf dem fünften Platz und konnte mit seinem besten Wurf die Konkurrenz noch für sich entscheiden. Das war wieder einer von vielen Momenten bei dieser WM, die unter die Haut gingen.
Am Abschlussabend gab es noch viele Reden und Ehrungen. Aber eigentlich warteten alle nur auf die Freigabe der Tanzfläche. Diese wurde dann auch sofort gestürmt, und erst weit nach Mitternacht endete dieses Fest des Lebens.
Ein sehr erfreuliches Ereignis war die Wahl der Vorsitzenden von Transdia-Sport Deutschland, Gudrun Manuwald-Seemüller (Leber), in das 12-köpfige Gremium des Weltverbandes. Damit vertritt sie Deutschland jetzt sowohl im europäischen Verband als auch im Weltverband.
Im Medaillenspiegel belegte das relativ kleine deutsche Team mit seinen 25 Athleten einen hervorragenden siebten Platz mit 26 Gold-, 24 Silber- und 12 Bronzemedaillen. Dabei ließ es einige deutlich größere Teams hinter sich. Neben den oben schon erwähnten haben noch folgende Athleten zu diesem Erfolg beigetragen:
Christian Carl (Niere), Dieter Pörschmann (Herz), Eberhard Schollmeyer (Niere), Emeran Neuhäuser (Herz), Helmut Schrodt (Niere), Karsten Zeh (Herz), Markus Malter (Niere), Peter Hellriegel (Leber), Peter Rode (Leber), Rainer Eule (Niere), Sven Taubmann (Herz), Thomas Bergmann (Herz), Thomas Rack (Leber), Thomas Schladitz (Herz) und Ulrich Ahammer (Niere).
Die 25 deutschen Athleten wie auch die mitgereisten sechs Unterstützer erlebten in der insgesamt gut organisierten Woche viele sportliche Höhepunkte wie auch viele emotional sehr bewegende Momente, die immer wieder bewusst machten, welch Glück es ist, nach so schweren Erkrankungen wieder mitten im Leben stehen zu dürfen.
Über viele der Sportler wurde nach der WM in der Presse berichtet, so dass diese Weltmeisterschaft auch hier in Deutschland wahrgenommen wurde und die Themen "Organspende" und "Transplantation" in positiver Weise von den Menschen wahrgenommen werden konnten.

Am 03.11.15 wurden die Teilnehmer der Weltspiele von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe empfangen →.